CSR in der Flüchtlingskrise

Claudia Mende, Freie Journalistin
10. Dezember 2015
 
Mehr als 800.000 Geflüchtete in Deutschland allein in diesem Jahr brauchen Wohnraum, Bildung und Berufschancen. Ehrenamtliche, Kommunen und nicht staatliche Organisationen tun ihr Möglichstes. Wie helfen Unternehmen dabei, die Geflüchteten aufzunehmen?
 
Viele Unternehmen engagieren sich im Rahmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Vom Mittelständler bis zum Dax-Konzern helfen sie auf unterschiedliche Weise. Hier nur einige Beispiele: Bayer hat Behörden und Hilfsorganisationen Medikamente im Wert von rund 1,5 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. VW und MAN helfen mit Projekten zur besseren Eingliederung in den Arbeitsmarkt. Entwickler von SAP arbeiten an neuen IT-Lösungen, mit der die Behörden Asylanträge schneller bearbeiten können. Der Versicherungskonzern Allianz stellt für Geflüchtete günstige Gruppenverträge für Haftpflichtversicherungen zur Verfügung.
 
Das sind hilfreiche Initiativen für den Anfang. Doch Integration braucht Zeit und gewaltige Anstrengungen eben auch vonseiten der Wirtschaft. Was jetzt vor allem gebraucht wird, ist ein langfristiges und ehrgeiziges Engagement von Unternehmen, um möglichst viele junge Geflüchtete in Arbeit und Brot zu bringen. Ohne Arbeitsplätze gibt es keine Integration.
 
Die Programme zur speziellen Förderung von jungen Geflüchteten stehen jedoch noch ganz am Anfang. Welche von ihnen sich bewähren, wird man erst in ein paar Jahren beurteilen können. Hier müssen Unternehmen hartnäckig bleiben und noch deutlich mehr tun. Gute Ansätze gibt es schon, zum Beispiel wenn Unternehmen Stipendien für Studien in ihrem Bereich zur Verfügung stellen. Der Chemiekonzern Evonik bietet Geflüchteten etwa Stipendien für ein Chemiestudium an der Universität und SAP stellt zehn Plätze für ein duales Studium der Wirtschaftsinformatik zur Verfügung – solche Initiativen müssen weiter ausgebaut werden.
 
Einen Vorsprung haben jene, die nicht erst jetzt mit Angeboten für Auszubildende mit besonderem Förderbedarf beginnen, wie zum Beispiel die Deutsche Bahn. Im November hat die Bahn ein Qualifizierungsprogramm für Geflüchtete mit Berufserfahrung im Bereich Elektrotechnik gestartet, das sie in den vergangenen 18 Monaten entwickelt hat. Die 15 Teilnehmer des Programms aus unterschiedlichsten Kulturen können – wenn alles gut läuft – nach bis zu 28 Monaten Umschulung als Elektroniker für Betriebstechnik bei der DB Fernverkehr AG einsteigen. Der Ansatz überzeugt, weil Geflüchtete ihre bereits vorhandenen Kompetenzen einbringen können und die Bahn in einem ureigenen Arbeitsbereich punkten kann. Allerdings kann man von einem Unternehmen wie der Bahn mit weltweit rund 300.000 Mitarbeitern doch deutlich mehr Ausbildungsplätze für Geflüchtete erwarten. Aus Modellprojekten müssen Standardprogramme werden.
 
Vieles geht in die richtige Richtung, aber man wünscht sich noch mehr davon. Unternehmen können von einer multikulturellen Belegschaft profitieren. Sie wissen, dass Mitarbeiter mit unterschiedlichem kulturellen, ethnischen und Hintergrund in der globalen Wirtschaft einen Wettbewerbsvorteil darstellen.


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