Die Einkaufsabteilung von Nachhaltigkeit überzeugen

Wenn es darum geht, Nachhaltigkeits-Aktivitäten im Unternehmen ernsthaft voran zu bringen, beschreiben viele NachhaltigkeitsmanagerInnen die Notwendigkeit, Einkaufs- und Beschaffungsabteilungen für eine enge Zusammenarbeit mit ins Boot zu holen. Gleichzeitig stoßen Bemühungen, die dringendsten Nachhaltigkeits-Probleme in der Lieferkette in Angriff zu nehmen, häufig auf Widerstand in Einkaufsabteilungen, in vielen Fällen bleibt es nur bei oberflächlicher Einflussnahme seitens der Nachhaltigkeitsabteilungen. Wie kann also dafür gesorgt werden, dass ein enges Arbeitsverhältnis zwischen diesen Bereichen etabliert wird, das für Ergebnisse sorgt, die beide Teams als erstrebenswert ansehen?
 

Inhaltliche Schnittmengen

Spätestens seit der Entwicklung der ersten Codes of Conduct waren Einkaufsabteilungen ein wesentlicher Bestandteil jeder ernst gemeinten Nachhaltigkeitsstrategie. Vor allem in Branchen mit Fokus auf Endverbrauchern, wie Textil, Lebensmittel oder elektronischen Geräten spielen deren komplizierte Lieferketten eine große Rolle in der Bestimmung negativer Auswirkungen auf involvierte ArbeitnehmerInnen oder die Umwelt. Immer mehr Unternehmen versuchen seitdem, die Verbindung von Nachhaltigkeit und Beschaffung zu stärken, etwa durch die Schaffung Teams, die sich ausschließlich mit Themen wie nachhaltige Beschaffung, nachhaltiger Einkauf, oder nachhaltige Lieferketten auseinandersetzen. In manchen Betrieben ist die Verbindung bereits derartig ausgeprägt, dass beide Abteilungen einem einzigen Vorgesetzten für nachhaltige Beschaffung unterstellt sind. Nichtsdestotrotz beklagen sich NachhaltigkeitsmanagerInnen häufig über mangelnden Einfluss auf Einkaufabteilungen, während der Einkauf bei den Nachhaltigkeitsabteilungen oft das nötige Expertenwissen über die genauen Abläufe im Beschaffungsprozess vermisst. Um als NachhaltigkeitsmanagerIn die Einkaufsabteilung zu intensiverer Zusammenarbeit zu bewegen, gibt es jedoch unterschiedliche Ansatzpunkte.
 

Zusammenarbeit stärken

Aus Sicht der Nachhaltigkeitsabteilung ist es einer der wichtigsten Faktoren in der Zusammenarbeit mit der Einkaufsabteilung, genau über deren Ziele und Prioritäten Bescheid zu wissen. Darunter fallen üblicherweise Aspekte wie Kostenreduktion, das Festigen der Basis der Zulieferer, sowie eine Verbesserung des Risikomanagements. In dieser Hinsicht sollten NachhaltigkeitsmanagerInnen herausfinden, wie die Ziele der Einkaufsabteilung aussehen und wie diese durch die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens unterstützt werden könnten. Zwar mag es in einigen Fällen so wirken, als stünden diese Ziele im Gegensatz zu so manchen Nachhaltigkeitsambitionen, genau dann ist es aber wichtig, Schnittmengen zu benennen. Beispielsweise würde die Unterstützung der Einkaufsabteilung bei der Digitalisierung von Zulieferer-Bewertungen einigen der typischen Interessen des Einkaufs entgegenkommen, da dadurch Prozesse effizienter gestaltet, relevante Informationen ersichtlicher und mögliche Lieferkettenrisiken leichter identifiziert werden könnten. Auch der Fokus auf Klimarisiken kann helfen, auf lange Frist Preisschwankungen und Lieferunterbrechungen besser in den Griff zu bekommen.
 
Ein weiterer hilfreicher Hebel zur Stärkung der Zusammenarbeit ist ausreichendes Verständnis für die Systemabläufe der Einkaufsabteilung. NachhaltigkeitsmanagerInnen müssen sich über die Prozesse im Klaren sein, angefangen bei den Beschaffungsstrategien, über ausschlaggebende Faktoren bei der Lieferantenauswahl bis hin zum Lieferantenmanagement und Performance Tracking. Sollen Empfehlungen zu nachhaltigeren Vorgehensweisen auch übernommen werden, sollten sie praxisnahe, nachvollziehbar sowie lieferantenorientiert sein und wo möglich, auf bestehenden Beschaffungsprozessen aufbauen. Kombiniert mit dem Zur-Verfügung-Stellen von fachlichem Hintergrundwissen zu umweltbezogenen Fragestellungen, dem Teilen von Insider-Wissen durch den Kontakt mit externen Stakeholdern und anderen ExpertInnen oder mit der Aufklärung über die sich ändernden Anforderungen an verantwortungsvolles Wirtschaften, kann die Zusammenarbeit mit der Einkaufabteilung hin zu wahrem Wandel signifikant besser gelingen.


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