Digitale Ethik – Was ist das?

In einer digitalisierten Welt bedarf es zugrunde liegender Wertevorstellungen und Verhaltensweisen, welche im Netz gelten und angenommen werden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnete am 17.08.2020 die Auftaktkonferenz des internationalen Forschungsprojekts »Ethik der Digitalisierung«. Hier forscht ein internationales Forscherteam zu gemeinsamen Normen für den digitalen Raum und will schließlich Handlungsempfehlungen für die Digitalpolitik herausgeben[1].

 
Unternehmen stehen vor der Aufgabe individuelle, flexible Strategien zu entwickeln, welche verantwortungsbewussten Umgang mit Mitarbeitenden, Bewerbern und Kunden im digitalen Raum sicherstellen und über die Wahrung rechtlicher Vorgaben hinausgehen. Hierfür müssen jeweilige Unternehmensphilosophien digital implementiert werden. Die Entwicklung von Leitlinien bezogen auf digital ethische Vorstellungen ist in deutschen Unternehmen bisher noch nicht verbreitet. Einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PWC) zufolge, sind 82 Prozent der Unternehmen mit dem Bereich Datenschutz und Datensicherheit zufrieden. Ihre Aufstellung im Bereich digitale Ethik und Verantwortung beschreiben jedoch nur 50 Prozent mit den Schulnoten Eins oder Zwei. Wichtige Bereiche der digitalen Verantwortung seien Richtlinien zum Datenschutz und zum Umgang mit personenbezogenen Daten, sowie die Schaffung von Transparenz im Hinblick auf digitale Themen. Mit ausformulierten Standards zur digitalen Ethik und Verantwortung arbeitet nur ein Viertel der Unternehmen[2].
 
Die Übernahme von digitaler Verantwortung geht über die Wahrung des Datenschutzes hinaus und betrifft vor allem ethische Aspekte, Privatsphäre und die Vermeidung von Diskriminierung, z.B. durch Algorithmen in Bewerbungsprozessen (siehe Blogeintrag »Digitale Ethik: das Fundament zukunftsorientierten Unternehmertums«).
Erste Orientierungen gibt es bereits: so wurden in einem Masterprojekt des Instituts für Digitale Ethik (IDE) der Hochschule der Medien Stuttgart »10 ethische Leitlinien für die Digitalisierung von Unternehmen« entwickelt[3].
 
Der österreichische Ethik-Rat für Public Relations überwacht die Einhaltung ethischer Grundsätze in der Öffentlichkeitskommunikation und damit auch im digitalen Raum. So gaben sie beispielsweise ein Grundsatzpapier zur klaren Erkennbarkeit von bezahlten Einschaltungen heraus. Dieses Vorbild der spezifischen Richtlinien ist zukunftsträchtig, da es je nach Branche und Nutzung digitaler Tools unterschiedlicher Kriterien und Vorgaben bedarf.
 
Das Unternehmen Telefónica Deutschland hat das Prinzip der Corporate Digital Responsibility (CDR) bereits aufgegriffen und sich freiwillig einem digitalen Manifest verpflichtet, in welchem sie Grundsätze, wie beispielsweise Inklusion, Rechenschaftspflicht und Fairness verankern[4]. Dafür wurde es für den Sonderpreis »CSR und Digitalisierung« der Bundesregierung nominiert. Zu den Nominierten gehört außerdem die Plattform mitpflegeleben.de, welche soziale und pflegerische Dienstleistungen und Angebote vermittelt.
Die Möglichkeiten der digitalen Ethik sind also vielfältig und eine Antwort auf die dringende Nachfrage von Seiten der Stakeholder absolut essentiell für zukunftsfähige Unternehmensstrategien.
 


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