Erster Gemeinwohl-Atlas für Deutschland

Dienen deutsche Institutionen und Unternehmen dem Gemeinwohl in Deutschland? Dazu wurden erstmalig rund 7.800 Menschen in einer Studie von der Business School Leipzig befragt.Kern der ersten Untersuchung dieser Art in Deutschland war die Einschätzung, welche Institutionen und Unternehmen für das Gemeinwohl in Deutschland wichtig sind. Zur Disposition standen 127 Kandidaten, darunter VW, Greenpeace, das ZDF, das Deutsche Rote Kreuz und Facebook.
 
Das Gemeinwohl wird in der Studie gemäß dem St. Galler Public-Value-Ansatz von Meynhardt entlang von vier Dimensionen definiert und bewertet: Zusammenhalt, Lebensqualität, Aufgabenerfüllung und Moral.
 
Insgesamt wird dem Thema Gemeinwohl eine wichtige Rolle zugeschrieben: 85 Prozent der Befragten sind besorgt, dass dem Thema in Deutschland zu wenig Beachtung geschenkt wird. Neun von zehn Befragten geben dabei an, eine klare Vorstellung davon zu haben, was unter Gemeinwohl zu verstehen ist. Fast ebenso viele sehen die Orientierung am Gemeinwohl für den langfristigen Erfolg einer Organisation als entscheidend an.
 
Interessant an den Ergebnissen der Befragung ist, dass laut Meynhardt »der engere Unternehmenszweck, d. h. die gesellschaftliche Akzeptanz des Kerngeschäfts, maßgeblicher ist als alle anderen Dimensionen«. Nicht umsonst landen auf den ersten drei Rängen Institutionen wie die Feuerwehr, das Technische Hilfswerk und der Weiße Ring, deren Aufgabe eine ganz klar definierte Helferrolle ist. Die Dimension Aufgabenerfüllung erreicht damit Höchstwerte. Erst auf Rang 25 folgt mit Audi ein wirtschaftliches Unternehmen. Vor dem Abgasskandal hatte VW mit Platz 22 den Rang des besten Unternehmens inne. Nach der zweiten Befragung im Oktober, nach Bekanntgabe der Manipulationen, landete VW nur noch auf Platz 62 von 89 Unternehmen. Moralische Verwerfungen wirkten sich also direkt auf die Umfragewerte aus.
 
Kritisch anzumerken wäre an dieser Stelle, ob die Befragten die Dimension Moral bei den nicht wirtschaftlichen Institutionen überhaupt kritisch hinterfragt haben. Denn ein moralisch gutes Kerngeschäft bedeutet eben nicht im Umkehrschluss, dass die einzelnen Abläufe immer auch ethisch korrekt durchgeführt werden.
 
↗ Gemeinwohl-Atlas


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