Jahresrückblick: CSR-Trends 2015

Lena Engel, Nur Baute
19. Januar 2016
 
Was wird sich in diesem Jahr im Bereich CSR verändern? Diese Frage haben sich Anfang des Jahres 2015 viele Experten gestellt. Doch welche Annahmen haben sich bewahrheitet und was müssen wir im Jahr 2016 weiter beobachten? Einige der wichtigsten Trends, die angekündigt waren – unter anderem von Forbes und CSRwire –, werden hier unter die Lupe genommen.
 
Einige der Aussichten auf 2015 waren absehbar und haben sich bestätigt:
 
Trend 1: Angaben zur Nachhaltigkeit werden Standard
 

Für europäische Unternehmen gilt es, sich auf die Richtlinie zur Offenlegung nicht finanzieller Kennzahlen vorzubereiten. Damit ist ein großer Schritt in Richtung Etablierung von Nachhaltigkeitsthemen als politischen Standard getan. Aber auch ohne Druck von Regierungen zeichnet sich das Thema CSR global immer mehr als neuer Standard in Unternehmen ab. 2015 hatte die Global Reporting Initiative (GRI) 3.845 Berichte zu verzeichnen. Des Weiteren zeigen Studien, dass der Großteil börsennotierter Unternehmen weltweit Nachhaltigkeitsberichte veröffentlicht.

 
Trend 2: Wesentlichkeit wird das zentrale Thema der CSR-Kommunikation
 

Mit dem neuen Standard GRI G4 wird Wesentlichkeit in den Fokus gestellt. Somit werden CSR-Themenblöcke (d. h. Ökonomie, Ökologie, Soziales) nicht mehr unbedingt als allgemeingültig gesehen, sondern individuelle Kernthemen von Unternehmen rücken in den Vordergrund. Berichter müssen – basierend auf Stakeholder-Präferenzen – Nachhaltigkeitsthemen selbst definieren.

 
Trend 3: Zulieferer werden zunehmend eingebunden
 

Auch hier setzt sich der Einfluss der GRI durch. Mit dem neuen Standard werden die Anforderungen zu den Themen Lieferkette und Compliance umfassender. Generell wird die Lieferkette – mitunter auch aufgrund von Skandalen in der Textilindustrie und erhöhter Nachfrage der Konsumenten nach Herkunft und Verarbeitung – immer mehr in den Fokus von CSR gerückt.

 
Trend 4: Klimawandel rückt an die Spitze der Prioritätenliste
 

Im Jahr des Klimagipfels in Paris war auch von Unternehmensseite initiatives Handeln gefordert. NGOs wie das Carbon Disclosure Project (CDP) haben Kampagnen gestartet, um Unternehmen schon frühzeitig für wichtige Klimathemen als Signatoren zu gewinnen. Die Zusammenarbeit war überwiegend positiv. CDP allein hat bei 363 Unternehmen zur freiwilligen Bindung an Klimaziele erreicht.

 
Einige Erwartungen sind etwas spekulativer, aber nicht weniger relevant – im Gegenteil:
 
Trend 5: Viele Start-ups werden CSR in einem frühen Stadium integrieren
 

Bisher wurden mit CSR-Maßnahmen vorwiegend große Unternehmen angesprochen, die Nachhaltigkeit strategisch im Unternehmen verankern und in alle Bereiche einfließen lassen sollen. Auch wenn es hierzu keine genauen Zahlen gibt, wird vermehrt beobachtet, dass Start-ups CSR bereits in den Anfängen integrieren. Neben Start-ups, die nachhaltige Produkte herstellen, ist Social Impact ein weitverbreitetes Thema in der Szene. Im Gegensatz zu großen Unternehmen, bei denen eine lineare Entwicklung von Cause Marketing hin zu Social Impact zu beobachten ist, sehen Start-ups gesellschaftliche Auswirkungen von Anfang an als Kernthema eines Unternehmens. Die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis hat Unternehmensgründern, die den Fokus auf Nachhaltigkeit richten, mit dem Next Economy Award eine Plattform gegeben.

 
Trend 6: Das Ende des Business Case
 

In der Vergangenheit haben hauptsächlich Betriebswissenschaftler für den Business Case von CSR argumentiert: Unternehmen werden umstrukturiert, Prozesse optimiert und somit wird der Ertrag gesteigert. Anfang 2015 haben CSR-Experten in den Sozialen Medien noch optimistisch argumentiert, dass diese Einstellung der Vergangenheit angehöre und man das Thema nun vielmehr von einer ethischen Seite betrachten würde. Dies lässt sich durch unserer Erfahrung nach nicht bestätigen, sowohl in der Wissenschaft als auch in der Privatwirtschaft und der Politik wird CSR immer noch als Quelle für mehr Wachstum gehandelt.

 
Trend 7: Vielfalt als Treiber in der C-Suite
 

2015, so wurde behauptet, würde ein größeres Licht auf das Thema Vielfalt in der Managementebene geworfen werden. Dies lässt sich im Bereich Frauenförderung teilweise bestätigen, da zum 1. Januar 2016 die Frauenquote für Aufsichtsräte mit 30 Prozent angesetzt wurde. Jedoch sind deutsche Unternehmen noch weit von diesem Ziel entfernt und es kann nicht von einer aktiven und bewussten Förderung von Frauen in der C-Suite gesprochen werden. Auch hinsichtlich der Integration von Behinderten oder von Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft ist nicht viel vorangegangen. Experten zufolge hat größere Vielfalt in der Managementebene positive Auswirkungen auf Mitarbeiter und das gesamte Unternehmen, jedoch hinkt die Privatwirtschaft bei der Umsetzung dieser Erkenntnis hinterher.

 
Trend 8: Systematische Datenerfassung
 

Experten erwarten, dass Unternehmen vermehrt Nachhaltigkeitsdaten systematisch abfragen und ähnlich wie finanzielle Kennzahlen erfassen. Besonders für Langzeitberichter ist dies ein wichtiger Schritt, der Prozesse vereinfacht und den Nachhaltigkeitsberichtszyklus ähnlich wie bisher den Geschäftsbericht zur Routine macht. Dies ist Teil einer stetigen Entwicklung, die auch für das kommende Jahr 2016 relevant sein wird.

 
Trend 9: Semipermeable Grenze zwischen for-profit und nonprofit
 

CSRwire argumentierte Anfang 2015, dass durch Sharing Economy und Social Business die Grenzen zwischen NGOs und Unternehmen aufweichen. Auch wenn es 2015 mehr nachhaltige Produkte und Dienstleistungen gab und sich der Trend hin zu weiterem Wachstum bewegte, ist der Unterschied zwischen beiden immer noch gravierend.
Solange ein Unternehmen gewinnmaximierend arbeitet, wird es sich im Falle von Kostendruck mit ziemlicher Sicherheit von seinen CSR-Aktivitäten verabschieden. NGOs hingegen existieren im Idealfall aufgrund ihrer altruistischen Zielsetzungen und haben dadurch ihre ureigene Existenzberechtigung. Ein Fallenlassen von nachhaltigen Aktivitäten ist bei ihnen daher unwahrscheinlich. Trotzdem kann man den Unternehmen ihre zunehmend aktivere und wichtigere Rolle in Fragen der Nachhaltigkeit nicht absprechen. So arbeiten viele Unternehmen und NGOs tatsächlich an gemeinsamen CSR-Zielen.

 
Trend 10: Digitalisierung und Big Data
 

Im Hinblick auf 2015 sah das Forbes Magazine Datenreichtum und moderne Kommunikation als Chance, um Menschen durch Austausch von Information und Wissen zusammenzubringen. Dieser Prozess ist tatsächlich sehr relevant für Unternehmen und NGOs und stellt sie vor neue Herausforderungen. Im Zuge des Klimagipfels in Paris konnte man die große Informationsdichte heutiger Kommunikation erleben. Man kann gespannt sein, inwieweit dieser aktive Austausch neue Lösungswege für CSR-Fragen hervorbringt – auch 2016.

 


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