Landwirtschaft: Tierwohl-Initiative – Vom eigenen Erfolg überfordert?

Mit der zu Jahresanfang gestarteten »Initiative Tierwohl« wollen Handel, Landwirtschaft und Fleischwirtschaft Nachhaltigkeit in die Massentierhaltung bringen. Für die Umsetzung von Tierschutzkriterien in der Schweinehaltung interessieren sich nun so viele Landwirte, dass die zur Verfügung stehenden Mittel nicht ausreichen.
Die Tierwohl-Initiative unterstützt finanziell Bauern die freiwillig bestimmte Tierschutzmaßnahmen ergreifen. Das Geld dafür stammt aus einem Fonds, in den große Handelsketten seit Anfang dieses Jahres vier Cent »Tierwohl-Beitrag« pro verkauftem Kilogramm Fleisch einzahlen.
Großes Interesse der Schweinehalter
Seit Anfang April konnten sich Landwirte für eine Teilnahme an der Initiative Tierwohl registrieren lassen. 4653 schweinehaltende Landwirte nutzten das, aber nur weniger als die Hälfte von ihnen werden in das Programm aufgenommen. Für mehr reicht das Geld nicht. Die meisten Interessenten landen auf einer Warteliste.
Droht ein Vertrauensverlust?
Die an der Konzeption der Initiative beteiligte NGO Provieh fordert jetzt eine Aufstockung des Tierwohl-Fonds. Nach Überzeugung des Provieh-Vorsitzenden Prof. Sievert Lorenzen »würde die Initiative Tierwohl als eine kosmetische Greenwashing-Maßnahme der Privatwirtschaft entlarvt, wenn über die Vergütung der Tierwohlmaßnahmen jetzt das Los entscheiden sollte.« Eine Nichtberücksichtigung der interessierten Tierhalter würde zu einem irreparablen Vertrauensverlust führen.
Provieh schlägt deshalb vor, die Abgabe pro verkauftem Kilogramm Fleisch von vier auf sechs oder acht Cent zu erhöhen. Zudem sollen bisher nicht teilnehmende Handelsketten ebenfalls zu einer Abgabe bewegt werden. Das seien die Metro, Globus, CITTI, Famila und Teile der Edeka. Auch Unternehmen der verarbeitenden Industrie sollten stärker beteiligt werden. Bisher rechnen die Initiatoren der Initiative mit 85 Millionen Euro Einnahmen für den Fonds in diesem Jahr.
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