Mama, Frauen als Superhelden sind doof…

Von Nataly Bleuel
13. Dezember 2017
 
Also Mama, sagte mein Sohn die Tage, nachdem er beschlossen hatte, »Justice League« doch nicht mit Freunden im Kino zu gucken, da spielt jetzt sogar Wonder Woman mit: Wieso sollte ich mir so was Überflüssiges anschauen?
 
Keine Ahnung, habe ich gesagt, ich finde so Filme ja auch überflüssig.
 
Ich habe, das wissen meine Söhne, auch generell keine Ahnung von »so Filmen«. Ich weiß nur, dass ich all diese Superhelden in amerikanischen Blockbustern total doof, und überhaupt, zu schnell und oberflächlich finde. So schnell, dass ich schon bei »Cars 2« in 3D nicht mitkam, weil mir der ganze Film um die Ohren flog und mir meine Kinder im Nachhinein den Plot erklären mussten. Anscheinend war da einer.
 
Das ist sechs Jahre her, seitdem verweigere ich mich überflüssigen Filmen. Wir gehen also nicht mehr gemeinsam ins Kino. Denn sie wiederum wollen nicht so Filme wie »Das Kongo Tribunal« sehen. Der hat einen unfassbaren Plot, es geht darum, was Massaker an sechs Millionen Menschen im Kongo mit unseren Smartphones und unserem Wohlstand zu tun haben. Es hat sich, filmtechnisch gesehen, zwischen uns also eine gewisse Trotzkulisse aufgebaut.
 
Die schien zu verhindern, dass die eigentliche Filmkritik meines Sohnes über »Justice League« in mein Bewusstsein vordrang. Vermutlich wollte ich es aber auch nicht wahrhaben. Dass mein Sohn – MEIN Sohn! – insinuiert hatte, man könne keine Filme ansehen, in denen jetzt auch Frauen mitspielen. Neu! Superhelden-Filme jetzt mit 30 Prozent mehr Frau! Take two − get two and a half woman!
 
Ja, nickte nun auch mein Großer, Frauen sind doch gar keine Superhelden. Vielleicht hat er es auch andersrum gesagt: Superhelden sind keine Pussys. Jedenfalls wachte ich in dem Moment auf, meine Solidarität wachte auf, mein Kampfgeist, mein persönliches MeToo. Das ich zuletzt etwas gedeckelt hatte, weil mir diese »Debatten«, wo jeder mitmeint und mitunliked, oft viel zu schnell über die Oberflächen schlittern und der Plot, die Fakten, die Struktur mir dann wie ein Knäuel 3D um die Ohren knallen. Jetzt aber!
 
Also, Leute, sagte ich zu meinen Söhnen, ihr habt ja sicher von MeToo gehört?
 
Ja, sagte der Große musterschülerhaft, es geht darum, dass Frauen nicht mehr blöd angemacht werden wollen.
 
Genau, und untergebuttert, ausgenutzt, missbraucht oder vergewaltigt, sagte ich. Und mein Kleiner verdrehte innerlich die Augen, das sah ich sofort. Weil er ahnte, dass es jetzt wieder Richtung Kongo geht. Mit seiner Mutter. Die immer alles gleich so. Ernst. Nehmen. Muss!
 
Genau!, rief da mein solidarisches MeToo, die ganzen letzten dreitausend Jahre gab es nur Männer, die Superhelden und Superkönige und Supermachthaber und Jesus Christ Superstar und Super-GAUs und Super-Influencer sein durften! Das fühlt sich jetzt, sagte ich äußerst verständnisvoll, bestimmt sehr komisch an: Wenn da plötzlich eine Frau mitmachen darf. Oder vielleicht sogar zwei oder drei oder viele. Aber, sagte ich, strich meinen Jungs über die Köpfe und drückte ihnen Geld in die Hand, da werdet ihr euch schon dran gewöhnen! Wird schon! Das schafft ihr!
 
So wie sich auch CEOs daran gewöhnen werden, dass hie und da mal eine Wonder Woman mit an ihrem Konferenztisch sitzt. Oder zwei, drei oder viele. Und dass man der im Lift nach oben nicht an ihren Wonderbra grabbed. Nur weil man das immer schon so gemacht hat. Und eigentlich findet, dass die dumme Metoo-Fotze sich nicht gleich so – künstlich ! – aufregen soll.
 
Und dann habe ich meine Jungs in »Justice League« geschickt. Was eine »League« ist, wusste mein Kleiner natürlich. Vom Fußball. »Justice« wird er auch noch verstehen. Jetzt mit 30 Prozent mehr drin.
 
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