Risikomanagement in Lieferketten unzureichend

Nachhaltiges Lieferkettenmanagement ist in den letzten Jahren zu einer der meist-besprochenen Disziplinen für Nachhaltigkeitsabteilungen und –expertInnen herangewachsen. Auf Grund der Komplexität des Themas, scheuen sich jedoch viele Unternehmen, tief in die Materie einzutauchen. Dass diese Zurückhaltung in Deutschland nach wie vor Gang und Gebe ist, verdeutlicht ein Bericht von riskmethods und dem Bundesverband für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik zum Thema »Supply Chain Risk Management«.
Der Bericht beleuchtet dabei deutsche Unternehmen verschiedenster Größen und aus unterschiedlichen Branchen und kommt zu dem Schluss, dass an einigen Stellen noch immer große Defizite bestehen. Grundsätzlich entscheidet sich ein Großteil der Unternehmen strategisch für eine Auseinandersetzung mit dem Thema Supply Chain Risk Management auf Grund von regulatorischen Anforderungen, bestehenden (oder zu erwartenden) Normen, oder bereits erlebten Lieferkettenunterbrechungen. So gaben 58 Prozent der Befragten an, bis zu 20 Unterbrechungen in der Lieferkette innerhalb der vergangenen 12 Monate verzeichnen zu müssen. Jede dritte Lieferkettenunterbrechung hatte mindestens 1 Million Euro Schaden zur Folge, jede zehnte Unterbrechung verursacht katastrophale Schäden von mehr als 10 Millionen Euro.
Obwohl die Schäden beträchtlich waren, haben rund 80 Prozent der Unternehmen keine oder nur teilweise Maßnahmenpläne für die wichtigsten Gefährdungen ausgearbeitet. Die meisten (85 Prozent) stützen sich dabei lediglich auf Informationen zu Qualität und Performance sowie Finanzkennzahlen und Bonitäten (79 Prozent) von Lieferanten und nicht auf eigenständig erhobene Daten. Im Falle von unerwarteten Störungen, Ausfällen oder Ähnlichem, sind sie somit in den meisten Fällen auf ad hoc Lösungen angewiesen, was in der Regel nicht unbedingt hilft, das Schadensmaß gering zu halten. Bezeichnend ist außerdem, dass obwohl über 40 Prozent der Ausfälle auf Probleme bei Sub-Lieferanten zurückzuführen sind, nur 21 Prozent der Unternehmen angaben, auch Sublieferantenstrukturen zu überwachen. Strukturell betrachtet ist das Thema Risikomanagement am häufigsten in der Einkaufsabteilung verankert. Dort spiegelt sich auch der Zielkonflikt zwischen Risikominimierung vs. Savingsgenerierung am stärksten wider, der bei den meisten Unternehmen noch immer unklar bzw. nicht gelöst ist.
An dieser Stelle vertritt der Bericht die traditionelle Auffassung, dass Risikomanagement mit höheren Kosten verbunden ist, als reine Fokussierung auf niedrige Einkaufspreise, missachtet jedoch, dass eine nachhaltige Lieferkette durch das Ausbleiben von Krisen-, Ausfalls- oder Reputationsschäden auf lange Frist als ebenso profitabel wie niedrige Einkaufspreise eingestuft werden kann. Für Unternehmen, die sich der Thematik »Supply Chain Management« annähern wollen, empfiehlt sich dieser Leitfaden.
↗ Zum Bericht »Supply Chain Risk Management«
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