Science Based Targets

Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) legte durch Erkenntnisse seines Sachstandsberichts im Jahr 2014 die Diskussionsgrundlage für das Pariser Klimaabkommen: die Notwendigkeit einer Begrenzung der globalen Erderwärmung auf maximal 2 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit. Besonders die Wirtschaft ist gefragt, an der Eindämmung der Erderwärmung mitzuwirken. Doch was genau bedeuten 2 Grad für individuelle Unternehmensstrategien? Welche Reduktionen sind im Einzelnen nötig, um zum Erreichen dieses Wertes beizutragen? Eine mögliche Antwort gibt die Science Based Targets – Initiative: sie versucht, wissenschaftsbasierte Ziele für Unternehmen und Sektoren zu formulieren, die erforderlich sind, um das 2 Grad-Limit einzuhalten.
 
Zum besseren Verständnis der Problematik führte der Weltklimarat das Konzept eines globalen CO2-Budgets ein: dieses gibt an, welche Gesamtmenge an CO2-Emissionen aus Verbrennungsprozessen in die Atmosphäre abgegeben werden »darf«, wenn bestimmte Grenzwerte globaler Erwärmung weiterhin eingehalten werden sollen. Dieses Budget wird vom IPCC auf insgesamt 2.900 Gigatonnen beziffert, von denen im Jahr 2017 bereits 2.100 Gigatonnen aufgebraucht waren. Die Science Based Targets Initiative (SBTi) beschäftigt sich auf diese Zahlen aufbauend mit der Frage, wie das verbleibende CO2-Budget (von 800 Gigatonnen) auf Sektoren und einzelne Unternehmen aufgeteilt werden kann. Dazu bietet die Initiative auf ihrer Homepage sieben SBT-Methoden, die Unternehmen für die Entwicklung von Klimazielen empfohlen werden und weiterführend drei unterschiedlichen Ansätzen zugeordnet werden können: sektorbasierte Ansätze, Ansätze der absoluten Reduktion und wirtschaftsorientierte Ansätze. Um die Logik der Initiative zu erläutern, sollen hier in erster Linie die am häufigsten verfolgten Ansätze, der sektorbasierte Ansatz und der Ansatz der absoluten Reduktion, beleuchtet werden.
 

Sektorbasierter Ansatz

Dieser Ansatz, auch Sectoral Decarbonisation Approach (SDA) genannt, basiert im Wesentlichen auf einer Aufteilung des übrigen CO2-Budgets auf Sektoren. Die Grundlage für die Zuteilung des Budgets ergibt sich aus Emissionsminderungs- und Technologieoptionen, die für die jeweiligen Sektoren aus heutiger Sicht zu erwarten sind, sowie die jeweiligen sektoralen Wachstumspotenziale. Der Vorteil dieser Methode ist, dass sie sich besonders für Sektoren mit homogenen Indikatoren (beispielsweise Aluminium, Eisen und Stahl, Energieerzeugung, Papier und Pappe oder Zement) anwenden lässt. Dem hingegen gibt es Sektoren, für die die Richtlinien und Minderungspfade des SDA weniger geeignet sind. Zudem lässt sich die Methode nur sehr eingeschränkt für Emissionen der vor- und nachgelagerten Lieferkette (Scope 3) nutzen.
 

Ansatz der absoluten Reduktion

Grundlage für diesen Ansatz bildet der 5. Sachstandsbericht des IPCC, der errechnet, dass für die Einhaltung des 2 Grad Limits eine globale absolute Reduktion des Emissionsausstoßes um 49 bis 72 Prozent bis 2050 nötig ist. Würde jedes Unternehmen seine Emissionen dementsprechend verringern, so kann von einem wissenschaftsbasierten absoluten Ziel die Rede sein. Auf die einzelnen Jahre heruntergebrochen, müssten Unternehmen Emissionsreduktionen zwischen 1,2 und 1,9 Prozent bewerkstelligen. Zudem ermöglicht der Ansatz einen einfachen Einstieg in die Thematik, unter anderem auch deshalb, da er für alle Scopes anwendbar ist.
 

Ansätze variieren bei Unternehmen

Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Auswahl der geeigneten Methode abhängig von der Sektorzugehörigkeit des Unternehmens, der Verfügbarkeit der benötigten Input-Daten und der präferierten Art des Ziels ist. Unternehmen sollten sich mit den etablierten Methoden (u.U. auch wirtschaftsbasierten Ansätzen) auseinandersetzen, um zu bestimmen, welcher Ansatz für sie am besten geeignet ist. Für kommunikative Zwecke ist es weiterführend möglich, die Unternehmensziele bei Science Based Targets einzureichen, um die Bestätigung der Initiative zu bekommen, dass diese tatsächlich im Einklang mit einem wissenschaftsbasierten Ansatz sind. Aber auch Unternehmen, die sich »nur« orientieren wollen, eignen sich die Ansätze der Initiative als mögliche Herangehensweisen an Emissionsreduktionsziele.
 
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