Verbände an der Lobbyfront
Zahlreiche Unternehmen haben sich international mittlerweile eindeutig zu mehr Klimaschutz bekannt und ein Einlenken der Politik gefordert. Dass ein Großteil davon nebenbei in Wirtschafts- und Interessensverbänden vertreten ist, die gezielt Lobbyarbeit gegen den Umbau der Energieversorgung betreiben oder höhere CO2 Grenzwerte blockieren, gelangt jedoch kaum an die Öffentlichkeit. Ein neuer Report der britischen NGO Influence Map untersucht die Zusammenhänge zwischen klimapolitischen Standpunkten von Unternehmen und jenen der Verbände, in denen sie Mitglieder sind und die sie finanzieren.
Grundsätzlich sehen es Wirtschaftsverbände als ihre Aufgabe an, die Politik im Interesse ihrer Mitglieder zu beeinflussen. Auf Grund von systematischem Vorgehen in der Lobbyarbeit, dem Ausnutzen von ausreichend finanziellen Mitteln sowie der erfolgreichen Vermittlung des Dogmas, Jobs und Wirtschaftswachstum würden verloren gehen, falls ihre Forderungen missachtet werden, waren Verbände unterschiedlichster Branchen in den letzten Jahren höchst effektiv mit ihren Vorhaben. Dabei ist verblüffend, wie wenig sich die angebliche Haltung einzelner Unternehmen zur Klimapolitik in den Gesamtstrategien der Verbände widerspiegelt. Um die Verbindung zwischen Interessengruppen und den dahinter stehenden Unternehmen zu beleuchten, warf Influence Map einen Blick auf deren Lobbyaktivitäten in den Bereichen Klima- und Umweltschutz.
Klare Tendenz ersichtlich
Von den weltweit 50 einflussreichsten Wirtschaftsverbänden kann von 6 behauptet werden, sie betrieben Lobbyarbeit, die dem Klimawandel entgegenwirkt. Die restlichen 44 setzen sich somit für politische Vorgaben ein, die hinderlich für eine Besserung der Klima-Situation sind. Die negativen Spitzenreiter sind drei amerikanische Verbände, US Chamber of Commerce, the National Association of Manufacturers (NAM) und der American Legislative Exchange Council (ALEC), die Anfang des Jahres kräftig Stimmung für den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen gemacht hatten. Aus Europa teilen sich der European Chemical Industry Council (CEFIC), die European Automobile Manufacturers Association (ACEA) und Business Europe die schlechtesten Plätze. Aus Deutschland schafft es der BDI als Spitzenreiter der Verbände mit negativem Einfluss auf Klimapolitik in das Ranking.
Schlussendlich listet der Bericht Unternehmen auf, die durch ihre Unterstützung verschiedener Verbände indirekt zu negativer Lobbyarbeit beitragen, und das, obwohl sie offen für Klimaschutz werben (wie beispielsweise Google). In dieser Hinsicht stellt sich die Frage, warum die politische Stoßrichtung der Verbände nicht längst den Willen ihrer Mitglieder widerspiegelt. Eine Möglichkeit ist, dass der Anteil jener Mitglieder, die klimaschädliche Aktivitäten weiterhin fördern möchten, nach wie vor Überhang hat. Jedoch würden in so einem Fall Unternehmen, die es mit dem Klimaschutz ernst meinen, die Unterstützung des Verbandes zurückziehen, und sich wie wahre Nachhaltigkeits-Champions verhalten. Die andere Möglichkeit ist, dass es die Unternehmen mit ihren Klimabekenntnissen doch nicht so ernst nehmen, wie es gerne darstellen.
Zum Influence Map Bericht
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